Pionier der pfluglosen Bodenbearbeitung feiert 75. Geburtstag  [13.09.21]

Zwei Landtechniker im Un-Ruhestand: Mit 79 Jahren hatte der älteste Doktorand der Hohenheimer Universitätsgeschichte seinem Doktorvater rund acht Jahre voraus. Nun hat der mittlerweile 83-jährige Dr. Klaus Krombholz seinem einstigen Mentor Prof. Dr. Karlheinz Köller ein verbales Denkmal gesetzt.


Von 1992 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2015 begeisterte Prof. Dr. Köller Generationen von Nachwuchsforschenden an der Universität Hohenheim für die Landtechnik. Anlässlich dessen 75. Geburtstags am 5. Oktober 2021 würdigt sein ehemaliger Doktorand (https://bit.ly/3t91ona) die Verdienste des Jubilars in einem Gastbeitrag.


Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Karlheinz Köller begeht seinen 75. Geburtstag

von Dr. Dr. Klaus Krombholz

Angesichts der Aufgaben, denen sich der Jubilar in unverminderter Art und Weise stellt, hat man auch Jahre nach seiner Emeritierung den Eindruck, dass sich bei Prof. Dr. Köller gegenüber der Zeit vor seinem 69. Geburtstag nicht viel verändert hat: Aktuell laufen sechs Dissertationen und etwa 15 Bachelor- und Masterarbeiten in der Betreuung. Bisher wurden von ihm 30 Doktorandinnen und Doktoranden zur Promotion geführt, in 38 weiteren Promotionsverfahren war er als Zweitgutachter wirksam.

Eine Spitzenposition hat er zweifellos mit den bisher mehr als 600 betreuten Diplom-, Bachelor- und Masterarbeiten. Diese Anzahl ist nicht nur das Ergebnis eines ungewöhnlichen Arbeitspensums, sondern vor allem auch Ausdruck für die einzigartige Akzeptanz und die hohe Wertschätzung, die er bei den Studierenden und Promovierenden genießt. Besonders seine anpackende Zuverlässigkeit und Konsequenz und das einfühlsame sowie vertauensvolle Verhältnis machen die Zusammenarbeit mit ihm so angenehm und damit immer sehr erfolgreich.

Aus der Art und Weise der Bodenbearbeitung in den nordamerikanischen Prärien, mit der Prof. Dr. Köller während eines Praktikums in Berührung kam, wurde eine Mission für den Ackerbau ohne Pflug, die sein Berufsleben entscheidend prägte. Diese Thematik war nicht nur Gegenstand seiner Diplomarbeit und der nachfolgenden Forschungsarbeiten an der Universität Hohenheim. Sie begleitete ihn während seiner 12-jährigen Tätigkeit bei der Landwirtschaftskammer Rheinland und wurde schließlich zu einem Schwerpunkt seines „nebenberuflichen“ Engagements als Hochschullehrer an der Universität Hohenheim.

Mit Unterstützung von einigen gleichgesinnten Praktikern wurde 1987 durch seine Initiative die DLG-Arbeitsgruppe „Ackerbau ohne Pflug“ gegründet. Unter seiner Leitung setzte dieses Gremium die Tätigkeit ab 1990 unabhängig von der DLG auf mehr oder weniger privater Basis zielstrebig fort. Mit diesen und vielen weiteren Aktivitäten hat Prof. Dr. Köller einen wesentlichen Beitrag dafür geleistet, dass sich der Ackerbau ohne Pflug auch in Deutschland als eine effektive Alternative zu den konventionellen Verfahren etabliert hat. Von seinen mehr als 700 Veröffentlichungen und den mehr als 300 Vorträgen ist ein großer Anteil dieser Thematik gewidmet. 2019 erschien sein aktuelles Landtechnik-Lehrbuch zur „Verfahrenstechnik in der Pflanzenproduktion“.

Das Markenzeichen von Prof. Dr. Köller, als Initiator anstehende Aufgaben anzupacken, interdisziplinäre Teams zu formieren und zu leiten und mit hohen Engagement Ergebnisse zu liefern, hatte sich in Fachkreisen herumgesprochen, so dass er im Verlaufe seines Berufslebens in diesem Sinne sehr stark gefragt war und somit als Leiter zahlreicher Gremien vor allem in der DLG, der Max-Eyth-Gesellschaft im VDI und an der Universität Hohenheim prägend gewirkt hat. Den VDI-Arbeitskreis „Geschichte der Agrartechnik“ leitet er bis heute. In Hohenheim war er fünf Jahre Studiendekan der Fakultät Agrarwissenschaften und sechs Jahre Prorektor für Forschung. In der Zeit von 2002 bis 2015 leitete er das Osteuropazentrum, und für den Förderverein des Deutschen Landwirtschaftsmuseums trägt er auch heute noch die Verantwortung.

Prof. Dr. Köller war und ist sehr aktiv, wenn es darum geht, die aktuellen Fragen der landwirtschaftlichen und landtechnischen Entwicklung einem größeren Interessentenkreis zu vermitteln. So ist er unter anderem Initiator der öffentlichen Vortragsreihe „Innovations in Agriculture“ an der Universität Hohenheim und des seit 2017 mit coronabedingten Unterbrechungen durchgeführten Hohenheimer Landwirtschaftsdialoges – eine Abendveranstaltung, an der in der Regel 300 bis 500 Personen teilnahmen. Dazu kommen von 2005 bis 2015 die Hohenheimer Rotary Lectures. Nicht zuletzt gehen auch die Hohenheimer Feldtage, die er zusammen mit dem damaligen Leiter des Deutschen Landwirtschaftsmuseums, Dr. Klaus Herrmann, von 1995 bis 2017 mit großem Publikumserfolg organisiert hat, auf seine Initiative zurück.

Für sein hohes Engagement hat Prof. Dr. Köller zahlreiche Würdigungen und Ehrungen erhalten. Angesichts der großen Zahl laufender Projekte, die auch gegenwärtig nicht kleiner wird, ist an ein Aufhören nicht zu denken, worüber vor allem auch seine Studierenden und Promovierenden sowie die vielen Partner in den einschlägigen Dienststellen, Organisationen und Unternehmen sehr erfreut sind und ihm noch für viele Jahre Schaffenskraft und Freude an diesem engagierten Wirken wünschen.


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