Lehren aus dem Wirecard-Skandal  [19.12.21]

Wie kann man künftig nicht nur Skandale wie Wirecard vermeiden, sondern insgesamt das Vertrauen in die Richtigkeit von Unternehmensabschlüssen erhöhen? Mit dieser Frage beschäftigt sich ein neues Schwergewicht der Forschung an der Universität Hohenheim. Prof. Dr. Dirk Hachmeister und Prof. Dr. Holger Kahle erhalten für ihr Kooperationsprojekt mit Prof. Dr. Sebastian Mock von der Wirtschaftsuniversität Wien insgesamt 300.000 Euro an Förderung vom Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV).


Der Wirecard-Skandal hat in schonungsloser Deutlichkeit die Defizite des deutschen Handels-, Gesellschafts- und Kapitalmarktrechts aufgezeigt. Das Forschungsprojekt „Rechtliche Rahmenbedingungen für die Kommunikation von Unternehmensabschlüssen - Analyse, Bewertung, Handlungsoptionen“ beschäftigt sich deshalb mit der Frage, welche Folgen sich daraus ergeben. Im Mittelpunkt stehen die Unternehmensabschlüsse und ihre Bedeutung für den geregelten und ungeregelten Kapitalmarkt.

Neben der Analyse und Bewertung des derzeitigen Regelungssystems ist das Ziel des Projekts vor allem, ein neues und ganzheitliches Regelungskonzept für die Kommunikation von und über Unternehmensabschlüsse zu entwickeln. Das deutsche Handels-, Gesellschafts- und Kapitalmarktrecht verfügt zwar über eine Reihe von Regelungsinstrumenten. Sie haben ihren Ursprung jedoch in verschiedenen Epochen, Regelungs- und Wertungszusammenhängen und sind meist nicht aufeinander abgestimmt.

Ansatzpunkt sollen daher nicht die vielen verschiedenen Einzelaspekte, sondern vielmehr die Kommunikation von und über Unternehmensabschlüsse insgesamt sein. Denn der Wirecard-Fall zeigt eindrucksvoll auf, dass diese neu geregelt werden muss. Dabei beschäftigen sich die Wissenschaftler jedoch nicht nur mit der Frage, ob die Kontrolle von Unternehmensabschlüssen besser bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) oder einer privatrechtlich organisierten Prüfstelle aufgehoben wäre.

Vielmehr sollen auch die Rollen von verschiedenen Akteuren auf dem Kapitalmarkt, wie Wirtschaftsprüfern und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, aber auch Justiz, Journalisten und sozialen Medien untersucht und der Frage nachgegangen werden, ob und wie deren Einfluss Schranken unterworfen ist oder unterworfen sein sollte. Ziel ist es, den erforderlichen Umfangs staatlichen Eingreifens zu ermitteln und ein Regelungskonzept zu entwickeln, das ein höheres Maß an Rechtssicherheit schafft.

Die Eckdaten des Projekts:

  • Projekttitel: Rechtliche Rahmenbedingungen für die Kommunikation von Unternehmensabschlüssen - Analyse, Bewertung, Handlungsoptionen
  • Fördersumme: 300.000 Euro
  • Förderinstitution: Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV)
  • Projektdauer: 1.1.2021-31.12.2023
  • Projektpartner: Prof. Dr. Dirk Hachmeister (Universität Hohenheim), Prof. Dr. Holger Kahle (Universität Hohenheim), Prof. Dr. Sebastian Mock (Wirtschaftsuniversität Wien)
  • Koordination: Prof. Dr. Dirk Hachmeister und Prof. Dr. Sebastian Mock

Kontakt:
Prof. Dr. Dirk Hachmeister, Institut für Financial Management, +49 (0)711 459 22912, accounting@uni-hohenheim.de

Schwergewichte der Forschung

Als „Schwergewichte der Forschung“ gelten herausragende Forschungsprojekte mit einem finanziellen Volumen von mindestens 350.000 Euro bei den Experimental- bzw. 150.000 Euro bei den Sozial- und Gesellschaftswissenschaften.


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