Neue Standards für Mikrobiom-Studien  [14.02.23]

Aussagekräftige, reproduzierbare und anwendungsorientierte Forschung – um das zu erreichen, braucht es einheitliche Standards. Bei der Erforschung des komplexen Zusammenspiels der Mikroorganismen im Verdauungstrakt von Nutztieren fehlen diese jedoch noch. Abhilfe schaffen will das Projekt „LiMBiom-S“ am Beispiel des Schweins. Jun.-Prof. Dr. Amélia Camarinha da Silva vom Fachgebiet für Mikrobielle Ökologie bei Nutztieren an der Universität Hohenheim leitet das Projekt. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft fördert es mit insgesamt fast 1 Mio. Euro, davon gut die Hälfte für die Universität Hohenheim.


Die Vielzahl von Mikroorganismen im Magen-Darm-Trakt von Tieren spielt eine wichtige Rolle für deren Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Trotz des schnellen Fortschritts in der Erforschung dieses sogenannten Mikrobioms während des letzten Jahrzehnts fehlen einheitliche Standards. Dies führt zu vielen Nachteilen. So ist es beispielsweise oft schwierig, die Ergebnisse verschiedener Studien miteinander zu vergleichen.

Das Projekt LiMBiom-S hat sich zum Ziel gesetzt, am Beispiel des Schweins erstmals einen standardisierten Verfahrensablauf und öffentlich zugängliche Empfehlungen für die Mikrobiomforschung an Nutztieren zu etablieren. Zusammen mit vereinheitlichten Dokumentationsrichtlinien soll es damit möglich werden, Daten und Ergebnisse aus unterschiedlichen Laboren zu vergleichen, Statistiken zu erstellen und somit schneller zu Schlussfolgerungen für die praktische Anwendung zu kommen.

Dafür wollen die Forschenden zunächst ca. 650 Studien zum Schweine-Mikrobiom analysieren, die bereits durchgeführt wurden. Ziel ist es – angefangen bei der Probennahme bis hin zu Bioinformatik-Analysen – die aktuell wichtigsten Verfahren zu identifizieren. Darauf basierend wollen sie eine Vorlage für die Sammlung und Strukturierung von Daten erstellen. Sie soll zukünftig eine standardisierte, exakte und vergleichbare Erfassung von Tier- und Experiment-relevanten Daten und Faktoren, wie z. B. Fütterung, Haltungsbedingungen usw., ermöglichen.

In einer Pilotstudie wollen die Forschenden darüber hinaus unterschiedliche Ansätze vergleichen, die zur Charakterisierung und Analyse des Mikrobioms verwendet werden, und deren Vor- und Nachteile zusammenstellen. Zudem wird an sechs Standorten ein sogenannter Ringversuch gestartet, um die Wiederholbarkeit und Nachvollziehbarkeit sowie den Mehrwert eines standardisierten Verfahrensablaufs zu testen.

All diese Daten sollen in Standards und Empfehlungen für die zukünftige Mikrobiomforschung münden, die auf den Grundregeln der guten wissenschaftlichen Praxis basiert. Auf diese Weise leistet LiMBiom-S letztendlich einen Beitrag zum Tierwohl, zu Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Nutztieren sowie zu einer nachhaltigen Tierproduktion.

Projekt-Steckbrief

  • Projekttitel: Methodische Standards für aussagekräftige reproduzierbare und anwendungsorientierte Mikrobiomforschung an Nutztieren (LimBiomS)
  • Fördersumme: 972.520 Euro, davon 535.537 Euro für die Universität Hohenheim
  • Förderinstitution: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
  • Projektdauer: 1.3.2023-28.2.2026
  • Projektbeteiligte: Prof. Dr. Amélia Camarinha da Silva (Universität Hohenheim, Koordination), Freie Universität Berlin, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Technische Universität München, Georg-August-Universität Göttingen, Forschungsinstitut für Nutztierbiologie Dummerstorf

Kontakt
Jun.-Prof. Dr. Amélia Camarinha da Silva, Universität Hohenheim, Fachgebiet für Mikrobielle Ökologie bei Nutztieren, Hohenheim Center for Livestock Microbiome Research (HoLMiR), +49 (0)711 459 23064, amelia.silva@uni-hohenheim.de


Schwergewichte der Forschung

Als „Schwergewichte der Forschung“ gelten herausragende Forschungsprojekte mit einem finanziellen Volumen von mindestens 350.000 Euro bei den Experimental- bzw. 150.000 Euro bei den Sozial- und Gesellschaftswissenschaften.


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