Baum des Jahres 2024: Die Mehlbeere  [06.11.24]

Sie wird oft wenig beachtet. Doch die Mehlbeere verfügt über viele Qualitäten: Sie bietet Insekten und Vögeln Nahrung, erfreut uns im Frühjahr mit dem feinen Duft ihrer Blüten, im Herbst mit ihren orangefarbenen bis roten Früchten und ihren sich von Gelb über Orange bis zu Rot und Goldbraun verfärbenden Blättern. Jetzt wurde sie zum Baum des Jahres 2024 gekürt: die Mehlbeere mit dem wissenschaftlichen Namen Sorbus aria (L.) Crantz.

 

Die Mehlbeere kommt vor in West-, Mittel- und Südeuropa, in Nord-Afrika und in Kleinasien bis zum Kaukasus. Sie kommt mit den meisten Standorten gut zurecht. Meist wächst sie in offenen Landschaften an trockenen, sonnigen Standorten, in Heiden, auf Magerwiesen und Trockenrasen und selbst auf felsigen Flächen. Sie ist geeignet als Baum für Parkanlagen in Städten, Gärten und offenen Landschaften. Streusalz verträgt sie schlecht, und auch gegen Feuer hat sie wenig Abwehrmechanismen.


Beschreibung

Die Mehlbeere wächst zu einem kleinen, sommergrünen Baum, bisweilen mehrstämmig, und auch als Strauch mit einer rundlichen Krone. Sie wird bis zu 15 m hoch und erreicht ein Alter von bis zu 200 Jahren. Ihr Herzwurzelsystem ist tiefreichend.

Ab Mitte März beginnen sich die großen, silbergrau behaarten Knospen zu entfalten. Die gestielte, längsovale Blattform ist in Größe und Form recht variabel, ungleichmäßig gezähnt und hat acht bis vierzehn Nervenpaare. Die Oberseite der Blätter ist glänzend sattgrün, die Unterseite weißsilbrig behaart. Ab Mitte Mai beginnt die Blüte in angenehm duftenden, schirmrispigen Blütenständen, den sogenannten Schein- oder Trugdolden.

Die fünf Kronblätter sind cremeweiß mit zahlreichen Staubblättern, und die zwei bis vier Fruchtblätter sind zu einem halbunterständigen Fruchtknoten verwachsen. Die Fortpflanzung erfolgt insektenbestäubt oder apomiktisch, d.h. ungeschlechtlich, also ohne Befruchtung.

Ab August reifen die ei-rundlichen, bis zu 1,5 cm großen Früchte und erreichen über Orange bis Rot ihre Reife im September und Oktober. Zudem färben sich die Blätter dann von Gelb über Orange bis zu Rot und Goldbraun.

Im Frühjahr ist die Mehlbeere ein Insektennährgehölz, insbesondere eine Bienenweide, ab Herbst vornehmlich ein Vogel- und Kleinsäugernährgehölz.

Die apfelähnlichen Früchte schmecken süßlich, sie können roh gegessen werden. Neben Vitamin C und Provitamin A enthalten sie reichlich Zucker sowie Sorbin-, Apfel- und Zitronensäure. Nach Frosteinwirkung werden die mehlig-fade schmeckenden Früchte weich, süß und essbar. Sie werden zu Saft, Marmelade, Gelee, Schnaps und Essig verarbeitet und dienten früher auch als Schweinefutter. Das Holz wird für Drechsler- und Tischlerarbeiten verwendet und besitzt eine schöne Maserung.


Name und Familie

Ihren Namen hat die Mehlbeere wahrscheinlich daher, dass ihre Früchte einst in Notzeiten zu Mehl verarbeitet wurden und daraus das sogenannte „Hutzelbrot“ gebacken wurde. Zudem erinnern die weißfilzig-behaarten Blattunterseiten an einen mehligen Überzug.

Der Gattungsname Sorbus ist lateinisch, die Artbezeichnung aria stammt vermutlich von der historischen Landschaft Aria, heute der afghanischen Provinz Herat.

Die Mehlbeere zählt zur Familie der Rosengewächse, Rosaceae. Der berühmte Botaniker Linné hat sie benannt, der Arzt und Botaniker Crantz (1722-1797), Professor in Wien, hat sie genau beschrieben.


Text: Adolf Martin Steiner, Robert Gliniars, Susanne Braunschweiger, Jörg Raff
Fotos: Adolf Martin Steiner, Robert Gliniars


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