Abschluss-Diskussion im Zoologie-Kurs "Bau und Funktion der Tiere"


Die Beiträge beinhalten die persönlichen und individuellen Meinungen von Studierenden und Betreuern. Sie spiegeln nicht zwingend die Meinung der Universität Hohenheim wider.

Mit Pinzette, Schere & Skalpell: Diskussions-Runde zum Sezierkurs Zoologie


Sezieren an der Uni, Kommentieren für die Wissenschaft und Tierversuche: Das sind die Themen der Diskussions-Runde am letzten Tag des Sezierkurses „Bau und Funktion der Tiere“. Auf Einladung des Online-Kuriers haben Studierende ihre Meinung zum Sezierkurs gesagt.

Für Biologie-Erstsemester an der Universität Hohenheim ist er Pflicht: der Sezierkurs „Bau und Funktion der Tiere“ im Zoologie-Modul. 12 Kurstage mussten die Erstsemester neben Theorie auch selbst Hand anlegen: Vom Pantoffeltierchen bis zu Fröschen oder Mäusen.

Nach dem letzten Seziertag sitzen einige Studis aus beiden Kursen mit den HiWis und Kursleiter Philipp Vick zusammen und diskutieren: wie schätzen sie den Kurs ein, wie wichtig sind die Inhalte und wie haben sie sich dabei gefühlt.

Ein Blog als Sprachrohr für Studierende

Anlass ist ein Blog-Projekt, das der Online-Kurier zum kommenden Wintersemester starten will. Jede Woche sollen Teilnehmer aus dem Kurs berichten, was sie erlebt und wie sie sich dabei gefühlt haben.

Bereits im vergangenen Semester hatte die Redaktion schon einmal probeweise dazu aufgefordert, entsprechende Kurztexte zu verfassen. Schon dieser Probelauf bietet Anlass zur Diskussion.

Praktisch hält am längsten

Eine Studentin - und viele Online-Kommentatoren - finden einfach, dass zu viele Tiere getötet werden. Sie plädieren für weniger, am besten sogar ein einziges Tier pro Kurs, welches dann vom Kursleiter selbst seziert und der Vorgang per Projektor an die Leinwand geworfen wird.

Oder man könne doch bereits vor Beginn des Semesters die Teilnehmer abfragen, wer überhaupt sezieren möchte und anhand dessen die Tierzahl bestimmen.

Doch dieser Vorschlag erntet Widerspruch: Die meisten der Anwesenden würden nämlich nicht auf die praktischen Erfahrungen verzichten wollen, die der Sezierkurs ihnen zu bieten hat.

„Die Inhalte des Sezierkurses sind mir von allen Kursen in diesem Semester am Besten in Erinnerung geblieben“, sagt einer der Studenten. Und das nicht trotz, sondern wegen des praktischen Teils.

Neugierde statt Unsicherheit

Ein anderer betont auch, dass er es sogar schlecht und ungerecht finden würde, sollte man vorher abfragen, ob man sezieren will oder nicht. „Am Ende bekommen ja trotzdem alle den Schein, der sagt, dass man Sezieren und Präparieren kann. Auch diejenigen, die nicht einmal zur Schere gegriffen haben.“

Eine andere Studentin gesteht, dass sie zu Beginn des Kurses sehr verunsichert war. „Ich dachte nicht, dass ich jemals ein Tier sezieren könnte, vor allem nicht Frösche, Küken oder Mäuse. Am Anfang habe ich einfach meine Partnerin sezieren lassen.“

Mit der Zeit jedoch sei sie neugierig geworden. „Man wird ja nach und nach an das Sezieren herangeführt. Das Interesse daran, zu sehen, wie ähnlich oder eben unterschiedlich das Innere verschiedener Arten oder Klassen ist, wird immer größer.“

Kommunikation über Tierversuche kann Wissenschaft helfen

Für die Lehrenden steht der Verzicht auf den Sezierkurs nicht zur Diskussion. Doch sie sind bereit, mit den Studierenden zu reden, auf Argumente einzugehen und auch mit einigen Vorurteilen aufzuräumen.

So mache es ihnen absolut keinen Spaß, die Tiere zu töten, betont eine der Hilfswissenschaftlerinnen. Doch sie sagt auch: „Die Tiere, die in der Sezierschale landen, werden wenigstens noch zu etwas Gutem genutzt: Wissen zu vermitteln. Tot wären sie am Ende nämlich alle gewesen, auch ohne den Sezierkurs.“ (s. Kasten)

Generell sei ein Blog – wie vom HOnK angeregt – eine gute Chance. „Tierversuche sind in vielen wissenschaftlichen Gebieten nicht zu vermeiden. Für die Wissenschaftler in ihrem Labor ist das klar, sie arbeiten und befassen sich täglich mit diesen Themen.“

Doch sie könne auch verstehen, dass es für Studienanfänger oder Schüler, die noch unentschlossen sind, auf den ersten Blick abschreckend wirken mag. „Ein Blog könnte helfen, nach außen zu tragen, was wir hier machen und damit der Wissenschaft für die Zukunft helfen.“

„Das Experiment Sezierblog“

So sehen es nicht nur die Hiwis. Auch die Studierenden betonen, dass sie sich oftmals mehr offene Diskussionen wünschen, auch über schwierige Themen.

Dennoch: „Die Idee mit den Textbeiträgen ist zwar bisher wirklich gut, aber ein bisschen einseitig“, bewertet ein Student. „Ich habe mit einigen aus dem Kurs Kontakt, und die teils sehr negativen Aussagen spiegeln nicht die Stimmung wieder, wie ich sie wahrgenommen habe.“

Einig sind sich am Ende alle aber vor allem in einem Punkt: Es ist wichtig, Tierversuche in der Wissenschaft zu kommunizieren.

Text: Corinna Schmid