Hohenheim erhält Zuschlag aus Bund-Länder-Programm

3 neue Tenure Track-Professuren  [23.09.17]

Förder-Erfolg: Mit 3 zusätzlichen Junior-Professuren (Tenure Track) will Hohenheim in den kommenden Jahren den Uni-Schwerpunkt „Bioökonomie“ stärken und die interdisziplinäre Zusammenarbeit ausbauen. Finanziert werden die neuen Fachgebiete aus einem neuen Bund-Länder-Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Nach erfolgreicher Evaluation sollen die Stellen im Anschluss als reguläre Professuren verstetigt werden.


Schnellere und besser planbare Karrierewege in der Wissenschaft: Mit einem milliardenschweren Förderprogramm wollen Bund und Länder bis 2032 insgesamt 1000 neuartige Tenure Track-Professuren an den Universitäten finanzieren, und so auch einen Kulturwandel an den Unis befördern.

Welche Unis erfolgreich aus der ersten Förderrunde (468 Tenure Track-Professuren) herausgehen, hat die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz des Bundes und der Länder am Donnerstag auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben: Von deutschlandweit 75 Antragsstellern erhalten 34 Hochschulen den Zuschlag, darunter auch die Uni Hohenheim.

Was bedeutet Tenure Track?

Die Uni Hohenheim hat sich nach intensiver Diskussion dafür entschieden, die Juniorprofessur mit Tenure Track als einen wichtigen Baustein ihres Personalentwickungskonzepts für den wissenschaftliche Nachwuchs nachhaltig zu etablieren.

Tenure Track-Professuren sind befristete Qualifizierungsstellen für besonders talentierte Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler. Im Unterschied zur einer regulären Professur benötigen die Anwärter keine Habilitation, sondern können sich direkt nach der Promotion bewerben.

Ihre Arbeit wird nach vier Jahren in einem besonderen Prüfverfahren evaluiert, bei erfolgreicher Zwischenevaluation wird das Dienstverhältnis um zwei weitere Jahre verlängert.

Der Tenure Track garantiert, dass eine Stelle bereitsteht, um die befristete Position in eine reguläre Lebebenszeitprofessur umzuwandeln, wenn sich die Juniorprofessorinnen und -professoren bewährt haben. Dazu wird nach sechs Jahren ein spezielles Berufungsverfahren durchgeführt.

3 von 5 Professuren bewilligt

Für Hohenheim ist die Bewilligung von 3 Tenure Track-Professuren im Bund-Länder-Programm auf den ersten Blick nur ein Teilerfolg. Denn insgesamt hatte die Uni in der Ausschreibung 5 Tenure Track-Professuren beantragt.

Uni-Rektor Stephan Dabbert interpretiert das als Beleg für die Qualität der Anträge der 7 baden-württembergischen Universitäten, die einen Antrag gestellt haben. Eine Schwäche des Hohenheimer Antrags sieht er darin hingegen nicht:

„Die Gutachterkommission hat zunächst ganz grundsätzlich darüber entschieden, ob ein Antrag förderfähig ist oder nicht. In Baden-Württemberg überstieg die Summe aller Professuren, die sich aus den förderungsfähigen Anträgen ergab, die Zahl, die aufgrund eines Länder-Proporzes für unser Bundesland zur Verfügung stand. Deshalb wurden alle erfolgreichen Anträge in Baden-Württemberg prozentual ähnlich gekürzt. Wir dürfen nun in 2 Jahren nochmal einen Antrag stellen – für maximal die 2 Stellen, die jetzt gekürzt wurden", erläutert Dabbert.

Anders sei dies beispielsweise in Bayern gewesen: Dort hätten die erfolgreichen Anträge die Länder-Quote nicht voll ausgeschöpft. Die Antragssteller hätten deshalb den Gesamtumfang der beantragten Professuren erhalten.

„Über die Sinnhaftigkeit eines solchen Verfahrens kann man unterschiedlicher Meinung sein. Für uns ist wichtig, dass die Kommission es der Universität überlässt, welche 3 der 5 beantragten Fachgebiete nun besetzt werden,“ so Dabbert.

Tenure Track-Professuren stärken Forschungsstrategie der Uni

In den neuen Tenure Tack-Professuren sieht Dabbert eine Chance für die Uni Hohenheim, einige wesentliche Bausteine ihrer Forschungsstrategie umzusetzen.

„Bei den beantragten Professuren handelt es sich um Bereiche, die bereits hohes Potential in der Forschung bewiesen haben. Gleichzeitig sollen die neuen Junior-Professuren wichtige Studiengänge stärken und die Zusammenarbeit zwischen den Fakultäten fördern“, so Dabbert.

Folgende 5 Fachgebiete hat die Uni Hohenheim in der Ausschreibung beantragt:

  • Fernerkundung / Remote Sensing (angesiedelt an der Schnittstelle von Natur- und Agrarwissenschaften)
  • Verbraucherverhalten in der Bioökonomie / Consumer Behavior in the Bioeconomy (angesiedelt an der Schnittstelle von Agrar- und Wirtschafts- und Sozialwissenschaften)
  • Soziale Ungleichheit / Social Inequality (angesiedelt in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften)
  • Chemie der Lebensmittelzusatzstoffe / Chemistry of Food Additives (angesiedelt in den Naturwissenschaften)
  • Komplexe Systeme und Modellbildung / Complexity Economics (angesiedelt in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften)

Eine zweite Förderrunde ist für 2019 angekündigt.

Uni ergänzt Ausstattung und Personalentwicklung

Das Rektorat und die Uni-Gremien hatten im Vorfeld kontrovers darüber diskutiert, ob sich die Uni Hohenheim an der Ausschreibung beteiligen sollte.

Unter anderem deshalb, weil die Förderung zwar für das Gehalt der Junior-Professoren und eine geringe Grund-Ausstattung reicht, nicht aber für Sekretariat, wissenschaftliche Mitarbeiter, Räume und wissenschaftliche Geräte. Diese müssen von den Universitäten aus eigenen Mitteln bereitgestellt werden.

Ein wichtiges Argument für die Beteiligung am Förderprogramm seien die ausgesprochen positive Erfahrung gewesen, die die Uni Hohenheim bereits in der Vergangenheit mit dem Modell gesammelt habe, so Dabbert.

Die ersten Junior-Professuren hat die Uni Hohenheim im Jahr 2012 eingerichtet. Zurzeit existieren vier Junior-Professuren mit Tenure Track.

Neben angemessener Ausstattung will die Uni Hohenheim ihre Junior-Professuren außerdem durch ein individuelles Mentoring-, Coaching- und Weiterbildungsangebot unterstützen – und somit fit für die Evaluierung machen.

Text: Leonhardmair

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