"genauso wichtig, sich mit ethischen Fragen zu beschäftigen, wie die Anatomie zu verstehen"

Die Strandkrabben kommen von der Biologischen Anstalt Helgoland, einer Forschungsstation des Alfred-Wegener-Instituts. Sie werden in Alkohol konserviert geliefert. Die Biologische Anstalt liefert keinerlei Arten, die bedroht sind oder auf der roten Liste stehen.


Universitäten werden wegen ihrem Umgang mit Tieren, Tierversuchen und Sezierübungen kritisiert. Die Universität Hohenheim möchte dazu Stellung nehmen und die Studierenden zu Wort kommen lassen.

Das finde ich eine hervorragende Idee! Es ist auf jeden Fall ein erster Schritt sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Deswegen schreibe ich hier gerne einen Kommentar mit meinen Gedanken, Erfahrungen und Eindrücken zu diesem Thema bzw. Kurs.

Im Allgemeinen finde ich diesen Kurs sehr gut. Er ergänzt die Vorlesung zur Systematischen Zoologie wunderbar. Es ist gut, einen praktischen Teil zwischen den vielen Vorlesungen zu haben.

Er ist anschaulich und trägt zum besseren Verständnis bei.  Es geht darum, durch das Tierreich der rezenten Tiere zu gehen und einen Einblick in deren anatomischen Aufbau zu bekommen.

Es geht nicht darum, das zu präparierende Tier in all seinen Einzelheiten genauestens zu verstehen, sondern darum, einen Überblick über die große Diversität der unterschiedlichen Anatomien zu bekommen. Außerdem wird versucht zu zeigen, wie die verschiedenen Stämme und Gruppen voneinander abstammen bzw. miteinander verwandt sind.

Dafür nahmen bzw. nehmen wir folgende Tiere als Beispiele:

  1. Protozoa  
  2. Annelida (Regenwurm)
  3. Molluska (Miesmuschel)
  4. Plathelminthes und Cestoda
  5. Nematoda und Aschelminthes
  6. Insekta (Schabe)
  7. Arthropoda (Krabbe)
  8. Echinodermata und Chordata
  9. Osteichtyes (Regenbogenforelle)
  10. Amphibia (Krallenfrosch)
  11. Sauropsida (Küken)
  12. Mammalia (Maus)

Wir mussten nach einer theoretischen Einleitung entweder schon abgetötete Tiere aufschneiden oder Dauerpräparate anschauen. Außerdem wurden uns manchmal Plastikmodelle gezeigt. Als Frischpräparate hatten wir Regenwürmer, Miesmuscheln, Schaben, Krabben und Regenbogenforellen, Krallenfrösche, Küken und Mäuse.

Alle Tiere bis auf die Krabben stammen aus Züchtungen.

Ich finde es gut, dass uns angehenden Biologen die Möglichkeit gegeben wird, schon im ersten Semester etwas Praktisches machen zu können. Es ist interessant, die Organe der verschiedenen Tiere anzuschauen.

Meiner Meinung nach ist es aber absolut nicht nötig, dass so viele Tiere für den Kurs bereitgestellt werden!

Den Gebrauch von Dauerpräparaten finde ich gut. Der praktische Mehrwert ist gegeben, es müssen aber längst nicht so viele Tiere sterben, denn die Dauerpräparate können über sehr lange Zeiträume immer wieder verwendet werden.

Wenn aber doch Tiere seziert werden, müssten längst nicht so viele Tiere für uns Studenten sterben. Es würde doch vollkommen ausreichen, in Gruppen von 4 bis 6 Personen ein Tier auseinander zu nehmen.

Biologie ist die Wissenschaft des Lebens und der Lebewesen. Ist es nicht genauso wichtig, sich mit ethischen Fragen zu beschäftigen, wie die Anatomie zu verstehen?!

Zu meiner Enttäuschung fehlt ein kritischer, hinterfragender Umgang in diesem Sinne komplett. Es wird überhaupt nicht darüber gesprochen, ob es richtig ist, Tiere zu töten, damit die Studierenden sie sezieren.

Ist es wirklich notwendig für jeden zweiten Studierenden einen Regenwurm zu töten? Ganz gleich, wo dieser herkommt. Ein gezüchtetes Tier, wie die Regenwürmer, die wir bekommen, hat doch das gleiche Recht auf Leben wie eines aus der Wildnis!

Dazu gibt es viele verschiedene Meinungen und ich finde weder, dass man solche Kurse  generell verbieten sollte noch, dass man so etwas einfach ohne Bedenken machen kann! Ich finde der erste Schritt, anders mit dem Thema umzugehen, ist mit den Studenten über ethische Fragen zu diskutieren!

Aïcha, 1. Fachsemester, Biologie



Die Beiträge beinhalten die persönlichen und individuellen Meinungen von Studierenden und Betreuern. Sie spiegeln nicht zwingend die Meinung der Universität Hohenheim wider.