"Die Möglichkeit, ein so genaues Wissen über Tieranatomie und evolutionäre Zusammenhänge zu bekommen, ist nicht selbstverständlich"

Die Strandkrabben kommen von der Biologischen Anstalt Helgoland, einer Forschungsstation des Alfred-Wegener-Instituts. Sie werden in Alkohol konserviert geliefert. Die Biologische Anstalt liefert keinerlei Arten, die bedroht sind oder auf der roten Liste stehen.


1. Der Kurs an sich:
Ich finde, man profitiert als Biologiestudent ungemein von der Sektion. Modelle und Zeichnungen sind immer vereinfachend dargestellt. Das Sezieren gibt einem die Chance, aus erster Hand die Zusammenhänge der unterschiedlichen Organe im Lebewesen richtig zu verstehen.

Und durch das eigenständige Präparieren ist man geradezu gezwungen, richtig hinzuschauen. So lernt man schlicht und ergreifend das meiste dadurch.

2.Herkunft der Tiere:
Von all den Tieren, die seziert wurden, gab es genau eines, bei dem man tierschutztechnische Bedenken haben konnte: Den Krallenfrosch, da Amphibien quasi komplett bedroht sind*. Von dem wurden allerdings auch lediglich acht Weibchen getötet und diese uns vorseziert.

Alle anderen Tiere waren entweder Zuchttiere für Futter (z.B. die Schabe, der Regenwurm), aus der Nahrungserzeugung (Regenbogenforelle, Muschel), alte Tiere aus dem Tierhaus der Uni (Maus) oder, tragischer Weise, Abfall der Industrie (Küken).

Mit anderen Worten: Keines der Tiere, bei denen man mindestens zu zweit sezieren konnte, wurde „nur" für unsere Sektion getötet oder war eine bedrohte Spezies. Demnach sehe ich in dem Wissen, das uns durch die Sektion ermöglicht wird – in Zusammenspiel der verhältnismäßig guten Bezugsquellen der Tiere – keine großen Bedenken.

5. Studiengänge:
Ich finde es auch richtig, dass lediglich Biologie B.Sc. und Biologie LAG die Tiere sezieren. Das reduziert die Anzahl der getöteten Tiere auf jene, denen es am meisten bringt.

4. Fazit:
Die Möglichkeit, ein so genaues Wissen über Tieranatomie und evolutionäre Zusammenhänge zu bekommen, ist nicht selbstverständlich. Damit ist die Sektion in der aktuellen Form meiner Meinung nach absolut vertretbar.

Wichtig ist jedoch, dass man mit der angemessenen Aufmerksamkeit seziert. Ein angehender Biologe sollte aus Respekt dem Leben gegenüber versuchen, so viel es geht durch die Sektion zu lernen. Nur dann ist gewährleistet, dass das Tier nicht "umsonst" gestorben ist.

Freddy, 1. Fachsemester, Biologie

*Anm. d. Red.: Im Unterschied zu vielen anderen Amphibienarten wird der Krallenfrosch Xenopus laevis auf der aktuellen IUCN Red List of threatened species in die niedrigste Gefährdungskategorie „least concern“ (ungefährdet) eingestuft. Tatsächlich kommt der Krallenfrosch außerhalb seines natürlichen Verbreitungsgebietes in vielen Ländern weltweit als Neozoon vor (Neozoon = ein Tier, das sich – mit oder ohne menschlichem Zutun – in ein Gebiet etabliert hat, in dem es ursprünglich nicht heimisch war).




Die Beiträge beinhalten die persönlichen und individuellen Meinungen von Studierenden und Betreuern. Sie spiegeln nicht zwingend die Meinung der Universität Hohenheim wider.