Langsam verfügbarer Harnstoff in Rationen von hochleistenden Milchkühen
- Publication Type
- Contribution to conference
- Authors
- Koch Ch, Romberg F-J, Steingaß H, Südekum K-H
- Year of publication
- 2010
- Published in
- Tagungsband: Forum angewandte Forschung in der Rinder- und Schweinefütterung
- Editor
- Verband der Landwirtschaftskammern
- Page (from - to)
- 32-35
- Conference name
- Tierernährung 2020 – Herausforderungen an die anwendungsorientierte Forschung
- Conference location
- Fulda
- Conference date
- 24.03.-25.03.2010
- Keywords
- Futterproteine, Harnstoff, Hochleistungskuh, Pansenfermentation, Proteinabbau
Einleitung: Wiederkäuer sind aufgrund ihres Verdauungstraktes in der Lage, Nahrungskohlenhydrate und -proteine mit Hilfe von mikrobiellen Enzymen im Pansen abzubauen und die Abbauprodukte zur mikrobiellen Proteinsynthese effizient zu nutzen. Mikroorganismen des Pansens benutzen als Stickstoffquelle zum Aufbau ihrer eigenen Proteine sowohl das Futterprotein als auch endogene und futterspezifische Nicht-Protein-Stickstoff-(NPN)-Verbindungen. Die Menge an NPN, die effizient genutzt werden kann, ist aufgrund der meist sehr schnellen ruminalen Freisetzung von Ammoniak aus NPN-Quellen limitiert. Die ruminale Ammoniakbildung läuft dabei deutlich schneller ab als die Nutzung zur mikrobiellen Proteinsynthese. Folglich reichert sich das Ammoniak im Pansen an und muss durch die Pansenwand mit dem Blut zur Leber transportiert und dort entgiftet werden (Satter und Roffler, 1975). Resultierend hieraus verlässt ein Teil des potenziell nutzbaren Stickstoffs aus NPN-Verbindungen ungenutzt den Pansen. Sogenannte "slow-release" NPN-Produkte wurden schon früher an Wiederkäuer verfüttert (Mudd, 1977; Tamminga und van Hellemond, 1977; Miller, 1979; Owens et al., 1980). Diese Produkte haben sich im Vergleich zu Futterharnstoff jedoch nicht als vorteilhaft erwiesen, da ein substanzieller Teil des NPN den Pansen ohne Umwandlung zu Ammoniak verlassen hat. Als Folge kann der Harnstoff aus der NPN-Quelle nicht in mikrobielles Protein überführt werden. Obwohl die Ammoniakbildung im Pansen aus langsam verfügbaren NPN-Quellen deutlich langsamer vonstatten geht als bei Futterharnstoff, ist die Freisetzung für eine optimierte mikrobielle Proteinsynthese häufig zu schnell (Owens und Zinn, 1988; Henning et al., 1993). Da eine effiziente Nutzung des im Pansen entstehenden Ammoniaks jedoch entscheidend von der Energieverfügbarkeit für die Mikroorganismen abhängt, muss die Ammoniakbildung und die Verdaulichkeit der Kohlenhydrate gemeinsam betrachtet werden. Hierbei sollte der Synchronismus zwischen ruminaler Ammoniakfreisetzung und Verdaulichkeit der Kohlenhydrate Beachtung finden (Newbold und Rust, 1992; Henning et al., 1993; Bach et al., 2005).